Aus dem aktuellen Löwenmaul (Ausgabe 4/ 2012) ein Beitrag von Theresa Degner

Man sagt, in Frankfurt weine man immer zweimal: Einmal wenn man kommt und einmal wenn man geht. Dies mag daran liegen, dass Frankfurt auf den ersten Blick vielleicht nicht die malerische Schönheit Münchens oder das hanseatische Großstadtflair Hamburgs zu bieten hat. Dennoch, wer sich einmal in Deutschlands fünftgrößter Stadt eingelebt hat, will nicht mehr weg. Schon seit dem Mittelalter gehört die Region zu den bedeutendsten Zentren im damals noch zersplitterten Deutschland. Ab 1562 war Frankfurt Krönungsstadt der römisch-deutschen Kaiser. Im Jahre 1848/49 traf sich in der Frankfurter Paulskirche das erste frei gewählte deutsche Parlament mit Vertretern aus allen Landesteilen. Auf diesen Meilenstein in der Entwicklung der Demokratie können die Frankfurter zu Recht stolz sein. Prägend für die Frankfurter Geschichte sind auch die Bombardements der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Dabei wurde zwischen Juni 1940 und März 1945 fast die komplette mittelalterliche Altstadt zerstört. Das jetzige Stadtbild ist von dem Wiederaufbau in der jungen Bundesrepublik geprägt. Dabei standen eher praktische Überlegungen wie ein autogerechtes Straßennetz im Vordergrund. In den letzten Jahren entstand eine heftige Diskussion über den historischen Wiederaufbau der Altstadt. 2007 wurde, nicht zuletzt dank des Einsatzes der Jungen Union Frankfurt, eine möglichst genaue Wiederherstellung des historischen Straßennetzes beschlossen, an deren Umsetzung seitdem gefeilt wird.

Heute zählt die Stadt mit etwa 690.000 Einwohnern zu den wichtigsten europäischen Finanz-, Industrie-, und Dienstleistungszentren. Sie ist Sitz der Europäischen Zentralbank, die derzeit ihr neues prestigeträchtiges Gebäude im Ostend errichtet, der Deutschen Bundesbank, der größten deutschen Börse und der Frankfurter Messe. Verstärkt durch seine Lage in der Mitte Deutschlands gehört die Region Rhein-Main mit dem Frankfurter Flughafen und dem Hauptbahnhof zu den wichtigsten Umschlagsplätzen Deutschlands. Doch die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zeichnet sich auch im Bildungsbereich aus. Mit über 40.000 Studenten gehört die Goethe-Universität Frankfurt am Main zu den größten deutschen Universitäten. Daneben existieren mit der Frankfurt School of Finance & Management oder der Fachhochschule Frankfurt eine Vielzahl international anerkannter Bildungseinrichtungen. Auch kulturell hat die Heimatstadt des wohl berühmtesten Deutschen, Johann Wolfgang von Goethe, einiges zu bieten: Im Februar 2012 wurde das neue Städel fertig gestellt. Durch eine beispiellose Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen, Privatpersonen und öffentlichen Mitteln konnte der spektakuläre Erweiterungsbau entstehen, in dem nun Gegenwartskunst ausgestellt wird. Doch lohnt sich auch ein Besuch der weiteren Frankfurter Museen wie dem Liebighaus oder der Schirn Kunsthalle. Auch geschichtsträchtige Orte wie die Paulskirche oder das Geburtshaus Goethes sind einen Besuch wert. Was Frankfurt aber auch von den anderen Großstädten Deutschlands wie München oder Hamburg unterscheidet, ist die einzigartige Kombination von lokalem und internationalem Flair. Wer über die Zeil, Frankfurts beliebtester Einkaufsmeile, schlendert, wird von der Sprachenvielfalt aus Deutsch, Englisch und Türkisch überrascht sein. Schlendert man jedoch weiter über den Main, Richtung Sachsenhausen, und lässt sich dort bei Handkäs, einem Glas Apfelwein und hessischer Musik nieder, hat man das Gefühl im tiefsten Landesinneren zu sein. Gerade diese Ambivalenz ist es, die den Frankfurter Charme ausmacht. Auch beim Frankfurter Nachtleben, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, ist für jeden was dabei. Man findet sowohl teure Innenstadtclubs als auch günstige Kneipen in Alt-Sachsenhausen.

Es gibt also keinen Grund bei einem Umzug nach Frankfurt zu weinen. Im Gegenteil! So hatte auch schon der Frankfurter Dichter und Schriftsteller Friedrich Stoltze im 19ten Jahrhundert festgestellt: „Un es will merr net in mein Kopp enei: wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!“

Theresa Degner, Mitglied des Vorstandes der JU Frankfurt Süd

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