Aus dem aktuellen Löwenmaul (Ausgabe 2/ 2013) ein Beitrag von Theresa Degner

Anfang des Jahres 2013 machte der Online-gigant Facebook mit einer Neuerung von sich sprechen: „Graph Search“ heißt die neu entwickelte Suchmaschine, bei der die Profilinformationen einzelner Facebook-Nutzer als Filter dienen. So kann in Zukunft beispielsweise danach gesucht werden, welche Freunde in meiner Nähe regelmäßig joggen gehen oder welche Restaurants sie bevorzugt besuchen. Momentan steht die Funktion nur bestimmten Nutzern zu Verfügung. Fest steht jedoch, dass mit der Einführung von „Graph Search“ die Bedeutung der gelieferten Profilinformationen  eines jeden Facebook-Nutzers immens steigt. Für viele ist Facebook inzwischen ein nicht mehr wegzudenkender Teil ihres Lebens, über den ein Großteil der privaten Kommunikation läuft. Gerade für Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie beispielsweise Politiker, ist Facebook eine wichtige Plattform. Sie bietet nicht nur Gelegenheit, sich persönlich darzustellen, sondern auch die Möglichkeit, schnell und unkompliziert Kontakt mit Menschen herzustellen, die sonst eher wenig politisches Interesse bekunden. Auf der anderen Seite will man sich wenigstens einen Rest Privatsphäre erhalten und nicht zu viele private Informationen veröffentlichen.

Wie gehen also Politiker mit dem Onlinemedium Facebook um? Betrachtet man die Seiten einiger Politiker, stellt man fest, dass die meisten bekannten Berufspolitiker sich keine eigene Profilseite sondern eine sogenannte „Like“-Seite einrichten. Eine „Like“-Seite hat für den Inhaber der Seite den Vorteil, dass ein „Like“ eines Facebook-Nutzers als Neuigkeit für seine Freunde erscheint. Der Facebook-Welt wird also mitgeteilt, wer was mag. Dadurch kann auf schnelle Verbreitung der Seite gehofft werden. Zudem ist im Gegensatz zum normalen Profil die Anzahl der Unser, die die Seite „liken“ können, unbegrenzt. Beides, ein eigenes Profil aber auch eine „Like“- Seite benötigen zur Verwaltung einen immensen Zeitaufwand. Als gemeiner Facebook-Nutzer ist man jedoch nicht sofort in der Lage, zu erkennen, wer bei der Verwaltung seiner Seite Unterstützung bekommt.

Vergleicht man die „Like“ Seite des Bundesfinanzministers, Wolfgang Schäuble (CDU), mit der des Außenministers, Guido Westerwelle (FDP), fallen einem einige Unterschiede auf. Guido Westerwelles Seite ist tagesaktuell, wohingegen der letzte Eintrag von Schäuble auf November 2012 datiert ist. Westerwelle benutzt bei seinen Einträgen die „Ich“-Form und erzeugt dadurch eine direkte Verbindung zum Leser. So kommt es bei Einträgen mit politischem Inhalt oft zu kontroversen Diskussionen. Diese sucht man auf der Seite Wolfgang Schäubles vergebens. Schäubles Einträge versorgen die Facebook-Welt mit Links, die zum Teil zu Presseartikeln aber auch zu politischen Inhalten führen. Bei den persönlichen Informationen ist der Bundesfinanzminister im Gegensatz zum Außenminister eher zurückhaltend. Man erfährt lediglich, wo und wann er seinen Abschluss gemacht hat. Guido Westerwelle verrät uns hingegen seine Hobbies, Lieblingsbücher und Musik. Vereinzelt und eher auf unterer politischer Ebene findet man auch Politiker, die sich keine „Like“-Seite, sondern ein Profi l anlegen. Beispiele hierfür sind Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) oder der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Palmer weißt extra darauf hin, dass seine Seite ihm als öffentliche Person gehört. Es ist also davon auszugehen, dass er sie selbst verwaltet. Bei den beiden Seiten fällt ein persönlicher Tenor auf. Es kommt öfter als bei den „Like“-Seiten zu politischen Diskussionen. Auch fällt es einem leichter, sich ein Bild von dem Menschen als Politiker zu machen. Dies ist ein eindeutiger Vorteil gegenüber der „Like“-Seite. Facebook bietet trotz aller – durch „Graph Search“ verstärkten – datenschutzrechtlichen Bedenken eine gute Möglichkeit, in Kontakt mit Leuten zu kommen, mit denen sonst wahrscheinlich keine Kommunikation stattfinden würde. Politiker sollten diese Möglichkeit unbedingt nutzen.

Theresa Degner

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